In Österreich gibt es derzeit, wie auch in vielen anderen EU-Ländern, einen akuten Fachkräftemangel. In vielen Wirtschaftszweigen stellt das ein immer größeres Problem dar. Mittlerweile wird es in mehreren Bereichen immer schwieriger die Stellen mit dem richtigen Personal zu besetzen. In der ein oder anderen Branche ist dieses Problem besonders ausgeprägt. Die Lücke mit den Stellenangeboten wird immer größer. Jedoch sinkt gleichzeitig die Nachfrage. Die Stellen bleiben also unbesetzt bzw. werden mit dem falschen Personal aufgestockt. Wie so ein Engpass entsteht und was Unternehmen dagegen tun können, wird im folgenden Artikel erklärt. Außerdem werden den Ursachen auf den Grund gegangen.
Kosten für die Wirtschaft enorm
Die Wirtschaftskammer schätzt die finanziellen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft durch den Fachkräftemangel auf bis zu 2,5 Milliarden Euro jährlich. Dazu wurde eine Studie der TwinEconomics GmbH im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) durchgeführt.
Derzeit besteht laut Hochrechnung ein Fachkräftebedarf von österreichweit 162.000 Personen. In der Studie wurde der Wachstumseffekt auf Basis des BIP (2017) errechnet. "Gelänge es uns, diesen Bedarf zu decken, brächte das einen Beitrag zum BIP von 2,5 Milliarden Euro im Jahr. Oder anders ausgedrückt: Das nicht ausgeschöpfte Fachkräfte-Potenzial kostet uns 2,5 Milliarden Euro im Jahr. Das entspricht einem BIP-Wachstum von 0,69 %, das nicht realisiert werden kann.", heißt es aus der Wirtschaftskammer Österreich.
Gegenmaßnahmen durch Fachkräfte-Offensive
Aufgrund der aktuen Situation versucht die Wirtschaftskammer mit einer sogenannten Fachkräfte-Offensive gegenzusteuern. Konkret sollen Unternehmen durch einen Fachkräfteradar der WKO aus "einem Schlüsselindikatorenbericht und einer österreichweiten Unternehmensbefragung" unterstützt werden. "Dieser bietet fundierte Daten und Zahlen zum Fachkräftemangel und schafft somit Transparenz", so die WKÖ.
Für Unternehmen gäbe es fünf konkrete Handlungsfelder, wie sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken könnten: die Qualifizierung der Arbeitnehmer, das Suchen und Sichern des Personals, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleisten, die Zuwanderungspotenziale nutzen und Gesundheit und Arbeitsfähigkeit für Mitarbeiter erhalten. Eine Möglichkeit zur besseren Qualifikation der Mitarbeiter durch Aus- und Weiterbildungen ist das Fachkräftestipendium.
Der Fachkräftemangel und seine Auswirkungen
Bei einem Fachkräftemangel ist immer die Rede, wenn die Wirtschaft mehr offene Stellen zur Verfügung hat als Arbeitnehmer, welche die entsprechenden Aufgaben ausüben können. Bei einem größeren Mangel kann es negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Einer der Auswirkungen können sein:
- Die Dauer, bis eine Stelle wieder neu besetzt werden kann, nimmt um einiges zu.
- Ein weiteres Anzeichen ist die überdurchschnittliche Gehalt sentwicklung.
Die aktuelle Situation in Österreich
In Österreich ist es momentan ähnlich wie in Deutschland. Die Lücke zwischen der ansteigenden Zahl an Stellen und der sinkenden Nachfrage wird immer größer. Betroffen sind hier vor allem technische Sektoren. Besonders betroffen sind unter anderem Dreher, Fräser, Schwarzdecker, Techniker im Maschinenbau und der Starkstromtechnik, Landmaschinenbauer, Schweißer, Dachdecker, Betonbauer, Rohrinstallateure, Bautischler und viele weitere handwerkliche Berufsgruppen.
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Die Liste ließe sich noch sehr viel weiter ausführen. Dennoch zeigen die oben erwähnten Berufe bereits, dass es sich um ein echtes Problem handelt und nicht nur ein Sektor in der Arbeitswelt betroffen ist.
Die Auslöser des Fachkräftemangels in Österreich
Viele fragen sich, ob sich die Lücke zwischen Nachfrage und Stellen irgendwann einmal wieder schließen wird. Das lässt sich schwer beantworten. Allerdings macht es Sinn auf den Auslöser zurückzublicken. Der Hauptauslöser war vor allem der positiv zu bewertende wirtschaftliche Aufschwung. Dieser wirkte sich stark auf den Arbeitsmarkt in Österreich aus. Im Jahr 2017 im September sank die Arbeitslosenquote auf 7,5 Prozent. Das waren 0,6 % weniger als im Vorjahr 2016. Seit dem Jahr 2013 handelte es sich hierbei um den niedrigsten Septemberwert. Die Entwicklung setzte sich dann weiter. Ende Februar des Jahres 2018 waren es etwa 450.000 Menschen, die arbeitslos gemeldet waren.
Aktuell haben in Österreich etwa 3.650.000 Personen ein unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis. Das sind etwa 2,7 Prozent mehr als im letzten Jahr. Das Ding ist, dass sich die Arbeitnehmer aussuchen können, wo sie gerne arbeiten möchten. Dementsprechend werden die Verhandlungsoptionen immer besser. Die Unternehmen können es sich nicht leisten potentielle Arbeitnehmer an die Konkurrenz zu verlieren.
Wie bereits angesprochen betrifft es mehrere Sektoren und Branchen. Ganz besonders darunter leidet aber die Tourismusbranche. Das Problem ist in manchen Stellen Österreichs so schlimm, dass manche offene gemeldete Stellen kann nicht mehr besetzt werden können. Zudem wirkt sich das Problem auf ganz Europa aus und nicht nur auf Österreich. Es wird immer schwieriger eine passende Fachkraft in Österreich zu finden.
Lösungen gegen den Fachkräftemangel
Neben den ganzen Problemen gibt es auch einige gute Ansätze und Vorschläge, dem entgegenzuwirken. Eines davon ist das Wecken von schlummernden Ressourcen. Dabei wird immer wieder von einer Sanierung des Arbeitsmarktes gesprochen. Die Anzahl an Langzeitarbeitslosen stieg parallel mit den Mangelberufen an. Genau hier könnte die Regierung ansetzen und diese wieder stärker in den Arbeitsmarkt integrieren. Nicht immer lässt es sich vermeiden, einen weniger qualifizierten Mitarbeiter einzustellen. Allerdings muss es nicht dabeibleiben.
Weiterbildungen und Eingliederungshilfen
Unternehmen können zum Beispiel den Mitarbeiter umschulen. Dazu gehören unter anderem Weiterbildungen und Eingliederungshilfen. Diese finden direkt in den Betrieben statt und sollen den Menschen helfen sich genauer zu fokussieren. Der erste Schritt ist also eine Kombination der Beihilfe in Kombination von Arbeitslosen.
Frauen und ältere Menschen besser eingliedern
Ein weiterer Vorschlag bezieht sich auf die Frauen und älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine schlummernde Ressource. Betroffen sind Frauen, die sich in der Familienphase befinden. Gearbeitet wird an einem guten Zusammenspiel zwischen Arbeit und Familie. Mehr Flexibilität in Sachen Arbeitszeit können großen Einfluss darauf haben. Weitere Kinderbetreuungsmöglichkeiten würden vieles erleichtern. Das Hauptziel ist es Frauen schneller nach der Karenzzeit in den Beruf zu integrieren.
Letztendlich ist ein Vorschlag ältere Menschen zu motivieren länger zu arbeiten. In der Praxis zeig sich immer wieder, dass viele Arbeitnehmer im Rentenalter ihre Arbeitnehmer unterstützen wollen. Allerdings müssen die Rentenmodelle erlauben.
Viele Branchen sind akut betroffen
Der Fachkräftemangel in Österreich ist ernst und das zeigt sich Tag für Tag. Betroffen ist vor allem nicht nur eine Branche, sondern mehrere. Speziell die Touristenbranche muss darunter leiden. Der Trend startete vor einigen Jahren und nimmt seitdem stetig zu. Allerdings steht Österreich mit dem Problem nicht alleine dar. Ganz Europa hat mit den Auswirkungen zu kämpfen. Glücklicherweise gibt es einige sinnvolle Lösungsansätze, die in Zukunft die Lage verbessern sollen. Betroffen sind dabei Langzeitarbeitslose, Senioren sowie Frauen im Familienalter. Durch geeignete Maßnahmen können Unternehmen etwas gegen den Fachkräftemangel tun, sofern sie lernen ihre Trümpfe richtig auszuspielen.
"In einigen wie Gastronomie & Hotellerie, dem Bau und Baunebengewerbe oder der Produktion im Bereich Metall sagen über 80%, den Fachkräftemangel eher stark zu spüren", so die WKÖ.
Auch in Deutschland leidet der Mittelstand
In Deutschland ist der Mittelstand besonders stark vom Mangel an Fachkräften am Arbeitsmarkt betroffen. So bezeichneten laut Umfrage der DZ Bank und des Bankenverbandes BVR 96% der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als das derzeit drängendste Problem.
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