Engpässe können nicht zuletzt deswegen entstehen, dass Banken bei einem Kredit zur Finanzierung von Immobilien die Kreditsumme nur im Verhältnis zum Baufortschritt ausbezahlt wird. Dies würde bedeuten, dass man bei 40 Prozent Baufortschritt auch nur 40 Prozent des Verkehrswertes der Immobilie ausbezahlt bekommen würde. Daher kann es schnell dazu kommen, dass man für den nächsten Bauschritt nicht liquide genug ist. Hier kann das Wohnbaukonto Abhilfe schaffen. Dieses wird vor dem Kredit ausbezahlt. Erreicht man den nächsten Bauschritt – angenommen 50%, so werden die zusätzlichen 10% auf dieses Konto bezahlt und somit abgedeckt.

Fragen und Antworten zum Wohnbaukonto

Im Folgenden werden die gängigsten Fragen und Informationen rund um das Thema Wohnbaukonto im Zusammenhang mit der Immobilienfinanzierung angeführt und näher erläutert. Dies soll Klarheit und bessere Verständlichkeit schaffen.

Vorteile

Die Vorteile eines Wohnbaukontos in Österreich sind schnell erklärt. Relativ geringe Kosten, individuelle Handhabung, große Flexibilität und dass die Zinsen nur für den beanspruchten Betrag verwendet werden, zeichnen dieses aus. Auf Grund dieser Vorteile wird das Wohnbaukonto oft für die Immobilienfinanzierung verwendet. Die geringen Kosten sind wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum sich viele, die sich um eine Immobilienfinanzierung umsehen schlussendlich die Entscheidung für das Wohnbaukonto treffen. Eine Zwischenfinanzierung ist vergleichsweise teuer. Aber auch die Kosten für Kontoführung sind meist nur gering.

Nachteile

Es gibt hingegen nur wenige Nachteile, die gegen die Verwendung eines Wohnbaukontos sprechen könnten. Der Nachteil, der vielleicht am größten ist, ist, dass beim Wohnbaukonto keine großen Beträge ins Spiel kommen. Es eignet sich nicht für große Summen. Damit ist gemeint, dass man keine große Summe Geld auf einmal abrufen kann, will man jedoch im Zuge eines Baus je nach Baufortschritt Einzelbeträge beziehen, so eignet sich das Wohnbaukonto durchaus hierfür.

Welche Konditionen gibt es?

Über die Konditionen, die man bei einem Wohnbaukonto bekommt, kann man pauschal nichts sagen. Wenn man dies täte, wäre diese Antwort wohl eher nicht seriös. Hier spielt nicht nur die Bonität des Kunden, sondern auch das Grund- bzw. Gesamtkonzept kennen. Pauschal kann man nur erwähnen, dass es sich hierbei um eine langfristige Finanzierung handelt – mit einer kürzeren Laufzeit. Um die Höhe der Finanzierung richtig wählen zu können, sollte man sich um ein Beratungsgespräch bemühen. Dieser kann mit dem Gesamtkonzept berechnen, welcher Betrag vorfinanziert werden muss und hilft dabei, unnötige Kosten zu sparen.

Wofür wird das Wohnbaukonto verwendet?

Das Wohnbaukonto wird dafür verwendet, verschiedene Zahlungen im Zusammenhang mit der Finanzierung von Immobilien (Immobilienfinanzierung - Haus oder Wohnung) zu verbuchen. Im weiteren Verlauf gibt es oftmals die Möglichkeit, den Kontosaldo, der im Laufe der Zeit entsteht in einen Hypothekarkredit umzuwandeln. Bezogen auf die Struktur, kann man das Wohnbaukonto mit einem Rahmenkredit vergleichen. Die Kreditsumme, die im Zuge der Aufnahme eines Hypothekarkredites ausbezahlt wird, wird meistens direkt auf dem Wohnbaukonto verbucht. Das Guthaben, welches dadurch entsteht, kann man grundsätzlich jederzeit abrufen und verwendet.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass man das Geld jahrelang auf diesem Konto belässt. Die Zinsen werden ferner nur für jenen Betrag verrechnet, den der Kontoinhaber auch tatsächlich beansprucht. Vor allem für die Finanzierung eines Wohnungskaufs und des Hausbaus, aber auch für die Zwischenfinanzierung eines Bauspardarlehens, beim anstehenden Verkauf einer Immobilie, einer Wohnbauförderung oder des Hauskaufs, kommt das Wohnbaukonto regelmäßig zum Einsatz. Es eignet sich nicht zur Erst-, sondern auch zur Zwischenfinanzierung im Zusammenhang mit Immobilien.

Von wem kann das Wohnbaukonto verwendet werden?

Von einem Wohnbaukonto Gebrauch machen können grundsätzlich alle Personen, die ein Darlehen aufnehmen. In diesem Fall steht die Baufinanzierung bereits an oder es ist bereits eine Immobilienfinanzierung durchzuführen. Gerade während der Bauphase zeigt das Wohnbaukonto seine Stärken. Die Beträge können nach und nach – wenn benötigt – abgerufen werden. Will man ein Haus oder eine Eigentumswohnung fertig kaufen, so eignet sich das Wohnbaukonto als Finanzierungsform nicht besonders. Hier wird der Kaufpreis nämlich in der Regel sofort und in voller Höhe fällig.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Wohnbaukonto einen wichtigen Bestanteil der Bau- und Immobilienfinanzierung darstellt. Vor allem, wenn man einen vorab vereinbarten Gesamtbetrag in einzelnen Beträgen beziehen will und die gesamte Summe nicht auf einmal benötigt, ist das Wohnbaukonto besonders zu empfehlen.

Die Konditionen sind zwar von der Gesamtsumme und von dem Konzept, welches man hat, abhängig, jedoch sind die Kosten im Vergleich zu anderen Finanzierungsprodukten im Durchschnitt deutlich geringer. Auch der Vergleich von Vor- und Nachteilen – dieser ist oben angeführt – zeigt, dass die Vorteile deutlich überwiegen. Dieses Produkt eignet sich vor allem, wenn man ein hohes Maß an Flexibilität will und dennoch nur geringe Kosten (kaum oder geringe Kontoführungsgebühren und Zinsaufwand nur für Beträge, die man tatsächlich bezogen hat) aufwenden möchte.

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Daniel Herndler
Chef-Redakteur, Ressort-Leiter Steuern und Finanzen
Daniel Herndler ist Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und Chef-Redakteur des Nachrichtenportals Finanz.at. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Steuern, Finanzen und Wirtschaft.
Stand: 27.10.2021, 15:54 Uhr